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„IN EUROPA HABEN WIR MEHR PROBLEME, ALS UNS LIEB SIND“

GESPRÄCH MIT DEM INTERIMS-PRÄSIDENTEN DES EUROPEAN JEWISH CONGRESS

Wenige Tage nach dem Rücktritt des Präsidenten Moshe Kantor wählte das Exekutivkomitee des Europäischen Jüdischen Kongress (EJC) einstimmig den Österreicher Dr. Ariel Muzicant zum neuen EJC-Interimspräsidenten. „Jüdisches Europa“ sprach mit ihm.

Prof. Dr. Ladislaus Löb, Zürich, Rezsö Kasztner, Yad Vashem, Gamaraal Foundation

Dr. Ariel Muzicant aus Wien leitet den European Jewish Congress. Foto Alexander Beygang

Herr Muzicant, Sie waren nicht nur langjähriger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien sondern fungierten acht Jahre auch als einer der Vizepräsidenten des EJC und stehen diesem seit 2012 als Mitglied des Exekutivkomitees des World Jewish Congress vor. Man kann davon ausgehen, dass sie die politische Arbeit des EJC aus dem Effeff kennen. Wie werden Sie jetzt Ihre Strategie ausrichten? Planen Sie die Strategie und Ziele Moshe Kantors fortzuführen oder setzen sie neue Prioritäten?

 

Der Europäisch-Jüdische Kongress verfolgt keine individuellen Ziele. Der EJC ist keine Präsidialdemokratie, sondern eine parlamentarische Demokratie. Die Exekutive besteht aus 16-17 Mitgliedern. In der Regel spricht man sich ab und ich werde es genauso beibehalten, wie es Moshe Kantor gemacht hat. Vielleicht setze ich andere Schwerpunkte, das mag schon sein, aber im Prinzip geht es um das Überleben der jüdischen Gemeinden in Europa und zwar in allen Formen.

 

Was sind die wichtigsten Aufgaben für die nächsten Monate?

 

In Europa haben wir mehr Probleme, als uns lieb sind. An erster Stelle steht der Kampf gegen Antisemitismus sowie der Schutz vor Terror und terroristischen Angriffen.

 

Bereits unter Moshe Kantor hatten Sie sich stark auf diesem Gebiet engagiert.

  

Mit der EU bin ich darüber seit 2018 im Gespräch. Mit Maram Stern zusammen haben wir zum Beispiel an der Antisemitismus­definition gemeinsam mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen Rat ge­arbeitet. Vor zehn Jahren habe ich auch die Sicherheitsabteilung des EJC aufgebaut und eine meiner ersten Amtshandlungen als Präsident des European Jewish Congress war es einen Sicherheitscheck durchzuführen. Innerhalb von wenigen Stunden habe ich mich informiert und mit den Mitarbeitern über Möglichkeiten gesprochen, wie wir den Gemeinden helfen können, ihre Sicherheit zu erhöhen. Wir haben gerade ein Gespräch mit der EU über die uneinheitliche Erfassung aller antisemitischen Vorfälle in Europa geführt und arbeiten zur Zeit an deren Verbesserung.

  

Setzen Sie unter Ihrer Ägide noch weitere Schwerpunkte?

 

In Europa haben wir mehr Probleme, als uns lieb sind. An erster Stelle steht der Kampf gegen Antisemitismus sowie der Schutz vor Terror und terroristischen Angriffen.

 

Der Europäisch-Jüdische Kongress verfolgt keine individuellen Ziele. Der EJC ist keine Präsidialdemokratie, sondern eine parlamentarische Demokratie. Die Exekutive besteht aus 16-17 Mitgliedern. In der Regel spricht man sich ab und ich werde es genauso beibehalten, wie es Moshe Kantor gemacht hat. Vielleicht setze ich andere Schwerpunkte, das mag schon sein, aber im Prinzip geht es um das Überleben der jüdischen Gemeinden in Europa und zwar in allen Formen.

 

Was sind die wichtigsten Aufgaben für die nächsten Monate?

 

Wenn wir in Europa leben wollen, benötigten wir diverse Voraussetzungen. Wenn in einigen Ländern über Brith Mila und Schechita diskutiert wird und sie dort verboten werden sollen, nimmt man uns die Grundlage jüdischen Lebens weg. Das müssen die Wirtsländer jedoch nicht nur erlauben, sondern auch fördern wollen. Und dann ist da noch die Bedrohung durch den Iran und seinen diversen Helfershelfern, die auch in Europa sitzen, ob das der Jihad ist, die Hisbollah oder wie die alle heißen mögen. Wir müssen alle möglichen Konsequenzen im Auge behalten. Das sind Schwerpunkte, die mir brennend unter den Fingernägeln liegen. An vorderster Stelle jedoch steht der Ukraine-Krieg.

 

Sehen Sie dort eine sich entwickelnde Gefahr für die jüdische Gemeinschaft Europas?

 

Wir wissen noch gar nicht, wie der Krieg in der Ukraine ausgeht und wie dramatisch die Auswirkungen sein werden. Die Gefahr massiver antisemitischer Strömungen darf nicht übersehen werden, die durch kommende wirtschaftliche Probleme begünstigt werden, wenn das Gas nicht mehr genügend fließt und es viele Arbeitslose geben wird. Bereits jetzt beobachten wir einen explosionsartigen Anstieg rechtsextremistischer Tendenzen. Das Problem ist jedoch kein jüdisches, sondern ein europäisches Thema.

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