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Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien

zum tode von elie wiesel sel. a.

Nobelpreisträger Elie Wiesel sel. A. im Deutschen Bundestag anlässlich des Gedenktages der Opfer des Dritten Reichs.
Nobelpreisträger Elie Wiesel sel. A. im Deutschen Bundestag anlässlich des Gedenktages der Opfer des Dritten Reichs.

Es war Elie Wiesel, der das Wort „Holocaust“ als einer der Ersten für den präzedenzlosen Völkermord an den Juden gebrauchte und weltweit verbreitete. Bis dahin wurde der Begriff des öfteren für verschiedene Massaker benutzt, auch für Opfer von Erdbeben oder Vulkanausbrüche, sogar für Bücherverbrennungen. Zwar bezeichnete bereits 1943 Sir Herbert Samuel im britischen Oberhaus die NS-Massenmorde als „Holocaust“, doch erst mit Elie Wiesels These von der „Einzigkeit des Holocaust“ der in der Geschichte kein Beispiel hat, bekam dieser Begriff jene singuläre Bedeutung von der millionenhaften Vernichtung jüdischen Lebens in der NS-Zeit.

 

Elie Wiesel, der 1928 im rumänischen Sighetu Marmatiei geboren wurde, erlebte die menschenverachtenden Gräuel der Nationalsozialisten hautnah. In Auschwitz wohin seine Familie deportiert wurde, wurden seine Mutter und seine kleine Schwester kurz nach ihrer Ankunft ermordet. Zusammen mit seinem Vater wird er in das KZ Buchenwald verschleppt. Zwar konnte die US-Army den 16-Jährigrigen befreien, doch für den Vater kam die Hilfe zu spät. „Der Tag an dem er starb, war einer der dunkelsten meines Lebens“, erinnert er 2009, als er Barack Obama bei seinem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald begleitet.

 

Nach dem Krieg schlägt Elie Wiesel zunächst eine journalistische Laufbahn ein. Aus Paris berichtet er für die israelische Zeitung „Yediot Aharonot“, ab 1956 ist er deren New Yorker Korrespondent und berichtet über die Tätigkeit der Vereinten Nationen. Auch über den Eichmann-Prozess schreibt der Reporter, der dafür nach Jerusalem reiste. Lange Zeit schwieg Elie Wiesel über seine Erlebnisse in den Konzentrationslagern. Es waren Rabbiner Menachem M. Schneerson und der französische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger François Mauriac, die Elie Wiesel aufmunterten, als Zeitzeuge über das Grauen der NS-Zeit zu schreiben. Seitdem entstanden über 50 Bücher, die er gegen das Vergessen und die um sich greifende Gleichgültigkeit verfasste sowie über Israel und den Kampf des jüdischen Volkes. Sein erstes Buch „Nacht“, ein autobiografischer Roman in jiddischer Sprache, erschien 1958 in Paris. Anfangs fand seine Veröffentlichung, wenig Beachtung. Heute gilt es als Standartwerk über den Holocaust und wurde millionenfach nachgedruckt, 1960 erschien es in einer englischen Fassung, 1962 in Deutsch. „Er gab den Opfern der Shoa eine Stimme, die weltweit gehört wurde», ehrte ihn der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster in seinem Nachruf und Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses nannte Wiesel „einen der großen jüdischen Lehrer und Denker der vergangenen 100 Jahre“, der uns lehrte „nicht stumm zu sein im Angesicht von Ungerechtigkeiten“. Für sein Engagement erhielt er 1986 den Friedensnobelpreis. Wiesel war ein leidenschaftlicher Kämpfer, der sich immer wieder zu Wort meldete, wenn es galt gegen jegliche Form von Gewalt und Ungerechtigkeit einzuschreiten und hatte mehrere gesellschaftliche Debatten angeregt. Unbeeindruckt von der Autorität mahnte er Präsident Ronald Reagan vom Besuch des Soldatenfriedhofs in Bitburg abzusehen, wo auch Mitglieder der Waffen-SS begraben liegen. Immer wieder mischte sich Wiesel ein, engagierte sich gegen die Unterdrückung der Indios in Südamerika, gegen die Apartheid in Südafrika oder trat für die Kurden ein. Mit dem Geld des Friedensnobelpreises gründete er gemeinsam mit seiner Frau Marion die „Elie-Wiesel-Stiftung“, die vor allem für Programme für Jugendliche zu den Themen Intoleranz und Ungerechtigkeit anbietet und den Dialog zwischen den verschiedenen Nationen fördert. „Hätte die Welt ihre Lektion gelernt, hätte es kein Ruanda, kein Darfur und kein Bosnien gegeben“ mahnte er 2009 in Buchenwald. Anfang Juli starb Elie Wiesel in seinem Haus in New York. Er wird uns fehlen.

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