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Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien

FRAGEN AN RABBINER ARIE FOLGER

Rabbiner Arie Folger, Kaschrut, Kaschruth, koscher, Schmitta, Schmittajahr, Schmitta-Jahr

IST SCHMITTA-WEIN KOSCHER?

Wie sieht es mit geernteten Trauben aus dem Schmitta-Jahr aus und ist der daraus hergestellte Wein koscher?

Antwort von Rabbiner Arie Folger: Israelisches Obst aus dem Schmitta-Jahr ist heilig und untersteht besonderen Regeln. Die Tora verbietet die normale Feldarbeit. Auch müssen die Felder während dieses Jahres für jeden zugänglich bleiben. Am Ende der Saison einer jeden Obstsorte muss man die übriggebliebenen Stocks für herrenlos erklären und jedem ermöglichen, sich davon zu bedienen.

 

Die Produktion wertvoller Lebensmittel aus dem Ertrag des Schmitta-Jahres ist erlaubt, insofern diese Verarbeitung als bevorzugter Umgang mit der bestimmten Obstsorte gilt. So ist die Verwandlung von Trauben in Wein normal und bevorzugt, nicht aber die Verwandlung von Orangen in Orangenwein. Letzteres wäre also mit Schmitta-Orangen untersagt.

 

Man kann also Wein aus Schmitta-Trauben herstellen, aber dann untersteht dieser Wein den Schmitta-Regeln, was nicht besonders praktisch ist. Wenn am Ende der Ernte der gesamte Weinbestand herrenlos gemacht werden muss, kann die Firma nicht verkaufen; alle werden sich den Wein gratis abholen. Auch ist es dann nur möglich, junge Weine herzustellen, die kurz nach Ablauf des Schmitta-Jahres bereits ausgetrunken sein werden.

 

Nach vielen Meinungen ist der Export von Schmitta-Wein nicht gestattet, was ihn entsprechend weniger wertvoll macht.

 

Aus allen obigen Gründen wenden viele Weingüter im Schmitta-Jahr den Hetter Mechira an. Sie verkaufen ihr Land vorübergehend einem Nichtjuden, dessen Land unter keine Schmitta-Ruhepflicht steht. Für die, die sich nicht auf Hetter Mechira verlassen wollen, wird auch mit der Ozar Bejt Din Methode Schmitta-Wein hergestellt, der aber hauptsächlich in Israel an israelische Konsumenten verkauft wird.

 

Viele der halachischen Experten, die den Hetter Mechira nicht als wirksam betrachten, glauben, dass der Verzehr des Hetter-Mechira-Ertrages trotzdem erlaubt ist, da der Bauer nicht die Halacha verletzen wollte, sondern er sich auf anderen Meinungen berief. Nach Meinung dieser Poskim hat solcher Wein den Status von Keduschat Schewiit. Koscher ist er trotzdem. Dies gilt umso mehr für Ozar-Bejt-Din-Wein. Man muss schlicht die Regel bezüglich des Umgangs mit Schemitta-Obst einhalten. Lechaim.

 

 

IST VEGANES SCHWEINE- „FLEISCH“ KOSCHER?

 

Was versteht man unter koscherem „Schweinefleisch“, das in Wirklichkeit kein Fleisch ist, sondern aus Pflanzen bzw. in der Retorte hergestellt wird. Darf man dieses essen und wenn nein, warum nicht?

Antwort von Rabbiner Arie Folger: Vor kurzem hat Impossible Meat angefangen, eine neue Variante ihres Fleischersatzes anzubieten. Da die Firma bereits koscher zertifiziert ist, prüfte sie die Aufnahme des neuen Produktes im Koscherzertifikat. Die Orthodox Union (OU) verweigerte aber diese Zertifikation, da der Name des Produktes eher starke unkoschere Assozia­tionen herbeiruft.

 

Ist veganes Schweinefleischersatz also nicht koscher? Nicht so schnell. Der Talmud (Chulin 109b) zitiert Yalta, eine besonders gelehrte Frau, nach der alles, was die Tora verbietet, auch in Ersatzform zu finden ist und dieser Ersatz erlaubt ist. Es gibt keinen Grund, zu behaupten, dass veganes Schweinefleischersatz verboten sei, und die OU leugnet dies überhaupt nicht. Nur ist für die OU der Produktname unkoscher. 

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Jüdisches Museum Frankfurt, Rothschild-Palais, FLOWDELI, koscher Restaurant Frankfurt

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