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KUNST FÜR ALLE

RENAISSANCE DES FARBHOLZSCHNITTS IN WIEN UM 1900

Wieder hat der Kölner Taschen-Verlag einen hervorragenden Bildband herausgegeben, diesmal über den Farbholzschnitt in Wien um 1900. „Art for All“ (Kunst für alle) lautet der Titel, sowie die gleichnamige Ausstellung, die gegenwärtig in der Albertina in Wien gezeigt wird (bis 15. Januar 2017). Zwar sind sämtliche abgebildete Werke auch im Museum zu sehen, doch ist das Buch mit dem Hardcover-Einband weit mehr als ein einfacher Katalog. Es ist ein eigenständiges Werk, das unabhängig von der Präsentation im Museum ebenfalls eine große Übersicht über den Farbholzschnitt am Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts vermittelt. Über 40 Künstler und Künstlerinnen, von denen einige völlig zu Unrecht inzwischen fast vergessen sind, präsentieren das Buch und die Ausstellung.

 

Auch jüdische Künstler befinden sich darunter, wie zum Beispiel die heute wenig bekannte Bronca Koller-Pinell und der bereits zu Lebzeiten als „Wanderapostel des modernen Holzschnitts“ gefeierte Emil Orlik. Mehrfach reiste er nach Japan, um die dort weit verbreitete Kunst des farbigen Holzschnittes zu studieren. Zurückgekehrt nach Europa fertigte Orlik nach dem japanischen Vorbild eigene Werke an und gab der Kunst in den deutschsprachigen Ländern eine wertvolle Anregung und Neuorientierung, was viele Originale in der Ausstellung beweisen.

 

Wien war um 1900 ein künstlerischer Mittelpunkt. Egon Schiele wirkte hier, Gustav Klimt, auch Oskar Kokoschka. Von ihnen jedoch ist nur eine geringe Anzahl von Farbholzschnitten bekannt. Sie widmeten sich anderen Techniken. Karl Moll, Maximilian Kurzweil, der Mitbegründer der Wiener Werkstätten Kolomon Moser oder Ludwig Heinrich Jungnickel, der mit seinen teilweise skurrilen Tierdarstellungen internationale Auszeichnungen erhielt und natürlich Emil Orlik holten um die Jahrhundertwende die Holzschnittkunst aus der Vergessenheit wieder hervor. Einst hatte Albrecht Dürer diese Kunstform zu einem grandiosen Höhepunkt geführt, doch im Laufe der Jahrhunderte rückte diese Technik immer mehr in den Hintergrund. Bis dann um 1900 viele Künstler und Künstlerinnen den Farbholzschnitt neu entdeckten. Einen hervorragenden Einblick in diese Renaissance bieten die 250 Werke der Ausstellung. Doch die Ästhetik war neu, freie Flächen, stilisierte Darstellungen und die Betonung der Linie hatten Vorrang in der Bildsprache, die bald Teil der künstlerischen Moderne wurde und viel Anklang bei den Zeitgenossen und auch heutigen Kunstfreunden findet. Technisch war es möglich, mehrere Abzüge von dem farbigen Holzschnitt zu machen. So blieb das einzelne Kunstwerk immer ein Original und konnte trotzdem zu erschwinglicheren Preisen hergestellt werden. Es war „Kunst für alle“, von hoher Qualität und Originalität, die durch ihre rasche Reproduzierbarkeit gleichzeitig den bis dahin elitären Kunstmarkt revolutionierte, der sich nicht mehr ausschließlich an einer sehr reichen Käuferschicht orientiert.

 

Das Buch „Kunst für alle. Der Farbholzschnitt in Wien um 1900“ erschien im Taschen-Verlag, 416 Seiten, dreisprachig, Deutsch, Französisch, Englisch, Preis: 49,99 € (Deutschland und Österreich), 69,90 CHF (Schweiz)

 

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