Anzeige

Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien

DIE GLEICHGÜLTIGEN AUFRÜTTELN

ZUM TODE VON EVA TOREN-HELLER SEL. A.

Unbelastet ist das historische Verhältnis zwischen den marokkanischen Juden und dem marokkanischen Königshaus nicht. Dennoch, die Annäherung in der jüngeren Vergangenheit verdient eine Anerkennung.

Eva Toren-Heller, Hava Broder, Gamaraal, Gamaraal Foundation, Gamaraal Stiftung

Eva Toren-Heller sel. A. Z''l nannte sich Hava Broder und verbarg bis zu ihrem Ableben ihre wahre Identität. Foto Alexander Beygang

Als junges Mädchen überlebte Eva Toren-Heller das Warschauer Ghetto. Unermüdlich sprach sie bis zum Schluss in der Öffentlichkeit, häufig in Schulen, von dem Schrecken der Schoa. Mit ihrem Tod haben wir eine der letzten lebenden Zeitzeugen des Warschauer Ghettos verloren. Ihre Stimme ist nun verstummt, doch die Erinnerung an die engagierte Holocaustüberlebende lebt in ihren Aufzeichnungen weiter. „Ich bin schrecklich alt“, sagte sie damals, „ich kann nicht mehr viel tun. Aber ich kann noch meine Geschichte erzählen und die innerlich Gleichgültigen aufrütteln“.

 

Im September 1939, das Mädchen war damals gerade einmal 11 Jahre alt, endete mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen ihre Kindheit. Mit der Mutter und weiteren Familienangehörigen flüchtet das Kind, das ab jetzt nicht mehr zur Schule gehen kann, in den Osten Polens. Doch nach kurzer Zeit sind sie dort nicht mehr sicher. Die Rote Armee marschiert ein und verleibt sich den Teil Polens ein, den sie im Hitler-Stalin-Pakt für sich heraus geschlagen hat. Während der Vater, der im 1. Weltkrieg als Arzt gedient hatte, nun zur Armee einberufen wird – sie wird ihn nie wiedersehen – flüchtet die Familie erneut, diesmal in das Landesinnere. In Warschau finden sie vorerst einen Unterschlupf bei einem jüdischen Angestellten, der in der Textilfabrik arbeitet, die ihrem Onkel gehört. Bald darauf werden sie von den deutschen Nationalsozialisten gezwungen in das Warschauer Ghetto umzusiedeln. Verlassen dürfen sie es nicht. Wer es versucht, wird erschossen. Hautnah erlebt Eva den Sadismus der Wehrmacht und der SS. Sie muss zuschauen wie 30 Jungen erhängt werden, sie sieht Ghettoinsassen, die an Hunger und Krankheit sterben und wie erbarmungslos Juden misshandelt und menschliches Leben ausgelöscht wird. Ein Leben lang wird sie davon berichten, um die Welt aufzurütteln, dieses nie wieder zuzulassen.

 

1942 deportierten die Nazis über 240.000 Juden aus dem Warschauer Ghetto. Eva und ihre Mutter haben Glück. Kurz bevor sie nach Treblinka deportiert werden sollen, kommt ihnen ein jüdischer Büroangestellter zu Hilfe, der mit dem Widerstand zusammenarbeitet und ihnen die heimliche Flucht ermöglicht. Später erfährt sie, dass die Nazis sie und die anderen Zwangsarbeiter nicht mehr vorfanden und statt dessen willkürlich 300 andere Menschen deportierten. Ein Leben lang trauerte sie um diese Opfer, „ich werde bis an mein Ende mit dem Bewusstsein leben müssen, dass jemand Unbekannter an meiner Stelle in den Tod geschickt wurde, weil ich die Flucht gewagt hatte.“ Diese Ermordeten sollen nicht umsonst gestorben sein. Auch für sie engagierte sie sich unermüdlich mit ihren Auftritten als Zeitzeugin. Vier Tage nach ihrem 94. Geburtstag starb sie in Zürich. Wir werden sie nicht vergessen.

Eva Toren-Heller, Hava Broder, Gamaraal, Gamaraal Foundation, Gamaraal Stiftung

Anzeige

Anzeige

KKL, Keren Kayemeth Leisrael, Jüdischer Nationalfonds, KKL Frankfurt, KKL Deutschland, Testament, Israel

Anzeige


Anzeige

Anzeige

Anzeige