Anzeige

MAKKABI CHAI!

KEIN JUDE IN DER DIASPORA IST FÜR DIE POLITIK ISRAELS VERANTWORTLICH

Die diesjährigen „European Maccabi Games“ waren ein großer Erfolg, für die 2.300 Sportler aus 38 Ländern, für Gastgeber Makkabi Deutschland, für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und in der ganzen Welt. Sie zeigen, meint Organisator und Makkabi-Deutschland Präsident Alon Meyer, dass jüdisches Leben hier wieder möglich und „ein fester und selbstbewusster Teil der deutschen Gesellschaft geworden ist“. Doch ganz so normal war die jüdische sportliche Großveranstaltung nun doch nicht.

 

Nur mit einem Riesenaufgebot an Polizei und Armee gelang es dem deutschem Staat gemeinsam mit israelischen Spezialkräften für die Sicherheit der Sportler und ihren Gästen zu sorgen. Hermetisch abgeschlossen, nur durch eine Sicherheitsschleuse der Polizei konnte man in das Hotel Estrel gelangen, in dem die meisten Sportler untergebracht waren. Sightseeing-Touren durch Berlin wurden von der Polizei begleitet und auch das Berliner Olympia-Stadion war in diesen Tagen nur nach Ausweis- und Taschenkontrollen passierbar. All dies zeigte den hohen Stellenwert, den der deutsche Staat den jüdischen Spielen beimaß. Verschiedene Minister und andere hohe Beamten fungierten als Paten einiger Sportarten. Das Außenministerium der Bundesrepublik wie auch der Berliner Senat luden jüdische Sportfunktionäre und einige Sportler zu Empfängen ein und Bundespräsident Gauck hielt als Ehrengast eine Eröffnungsrede.

 

Jüdischen Spitzensportlern wurde nach 1945 viel zu lange eine würdige Erinnerung versagt

Davor hatte eine Gedenkveranstaltung auf dem Maifeld des Olympia-Geländes an die Opfer des Nazi-Terrors stattgefunden. „Unter den sechs Millionen Toten waren auch viele jüdische Sportler“, erinnert Bundesjustizminister Heiko Maas und fügte hinzu: „Deutschland hat sich an diesen Menschen doppelt versündigt: Erst hat es ihnen in der Nazi-Diktatur Ehre und Leben genommen, und dann – nach 1945 – hat es jüdischen Spitzensportlern viel zu lange eine würdige Erinnerung versagt.“ An die Opfer des Naziterrors gedachten die Teilnehmer in einer Schweigeminuten. Vor allem aber war die Teilnahme des Ehrengastes Margot Friedländer die symbolische Geste des Sieges über den Nationalsozialmus. Mit warmen, herzlichen Worten, begrüßte die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende die Sportler. „Es war richtig von euch, nach Berlin zu kommen“ und rief alle auf, das Gedenken an die Opfer der Schoa als besonderen Ansporn mit in die Wettkämpfe zu nehmen. 1936 schlossen Nationalsozialisten jüdische Sportler von den olympischen Wettkämpfen aus. Rund 70 Jahre später fanden genau hier, auf dem Gelände des Olympiastadions, die 14. Europäischen Makkabi-Spiele statt, unterstützt vom deutschen Staat und der deutschen Regierung. Hier, „wo die Nazis von einem judenfreien Europa träumten, lassen wir unseren jüdischen Traum Wirklichkeit werden“, sagte Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, in seiner Eröffnungsrede, „die internationale Makkabi-Gemeinschaft reicht Deutschland die Hand“. Und Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, der darin ebenfalls ein historisches Zeichen sieht, meinte: „Das sind die Spiele der Versöhnung.“

 

Am Israel Chai – ein jüdischer Traum wird Wirklichkeit

„Am Israel Chai“ klang es an diesem Abend hundertfach aus den Kehlen der Sportler. Die Eröffnungsshow der Maccabi Games in der Berliner Waldbühne war ein gelungenes Highlight. „Ich wünsche euch friedliche und glückliche Spiele, begrüßte Popbarde Adel Tawil die 8.000 Zuschauer, die bei seinem Song „Zu Hause ist da, wo deine Freunde sind“ den er gemeinsam mit dem US-Sänger Matisyahu vortrug, voller Begeisterung von ihren Plätzen aufsprangen. Paulina Rojinski, die einst in Russland Rhythmische Gymnastik als Leistungssport ausübte und heute nicht nur Mitglied der Berliner Jüdischen Gemeinde, sondern inzwischen auch eine bekannte Schauspielerin, Moderatorin und DJane ist, führte durch den Abend und begrüßte die Redner, allen voran Bundespräsident Joachim Gauck und Zentralratspräsident Dr. Josef Schuster. „Das ist ein wunderbarer Moment und ein großartiger Vertrauensbeweis“, betonte Gauck. Licht­show-Einlagen, Akrobaten und Tänzer beendeten das Event. Davor ratterten Motorradfahrer mit einer Fackel ins Stadion. Aus Israel hatten sie das Feuer quer durch Europa nach Berlin gebracht. Nun konnte die Makkabi-Flamme entzündetet werden. Höhepunkt war jedoch der gelungene Einmarsch aller jüdischen Sportler, die nach ihren Ländern geordnet in die Waldbühne einmarschierten und begeistert von den Zuschauern begrüßt wurden. Frenetischer Beifall erhielt die erste Delegation mit 118 Sportlern aus Israel. Die Briten stellten mit 153 Athleten die drittgrößte Delegation. Deutschland mit 365 Sportlern hatte die meisten, gefolgt von den USA mit 211 Makkabäern. Aus Georgien, Gibraltar und Irland kamen die kleinsten Gruppen. Makkabäer aus der Türkei marschierten unter der türkischen Flagge ein. Als sie abreisten, waren sie Sportler des türkischen Staates, unterwegs verwandelten sie sich in Makkabi Türkei. Zwar erlaubt der türkische Staat unter internationalem Druck inzwischen auch, dass seine Bürger Mitglieder in internationalen Organisationen sein können, betrachtet dieses jedoch mit Argusaugen und versucht es überall zu verhindern, wo er nur kann. Dies wissend, begrüßten die anwesenden Makkabäer aus allen Ländern die türkischen Sportler mit besonders viel Beifall.

Seite < 1 2 >

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige