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Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien
Ralph Lewin, Herbert Winter, SIG, Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund
Ralph Lewin während der Delegiertenversammlung. Foto: SIG

Anders als der „CRIF“ in Frankreich und der „Zentralrat der Juden in Deutschland“ vertritt der „Schweizerische Israelitische Gemeindebund“ nicht alle Juden seines Landes, wie zum Beispiel die liberalen Gemeinden. Ihr Vorgänger arbeitete mit deren Dachorganisation „Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS“ im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Diffamierung und auch auf dem Gebiet des interreligiösen Dialogs zusammen. Oft verhandelten SIG und PLJS gemeinsam mit Vertretern der Politik, wenn es um allgemeine Interessen der Schweizer jüdischen Gemeinschaft ging. Werden Sie diesen Weg weiter fortführen?

 

Ja, im Bereich der Sicherheit gibt es eine gute Zusammenarbeit und fast alle politischen Themen werden gemeinsam angegangen. Eine der wichtigsten Aufgaben des SIG ist die Vertretung der jüdischen Gemeinschaft gegenüber den Behörden, der Politik und der Öffentlichkeit. Und das nimmt er zusammen mit der Plattform der Liberalen wahr.

 

Es gab vor vielen Jahren mal einen Versuch, die liberalen jüdischen Gemeinden in den SIG aufzunehmen. Dieser scheiterte allerdings an dem Veto der Delegierten orthodoxer jüdischer Gemeinden, die Mitglieder im SIG sind. Wird zukünftig erneut über die Aufnahmen der Liberalen im SIG diskutiert?

 

Man kann nicht ausschließen, dass es einmal ein neues Gesuch und eine weitergehende Lösung geben wird, aber dieses Problem ist im Moment nicht zuvorderst. Unsere Zusammenarbeit ist gut eingespielt. Als Dachverband würde man sich natürlich darüber freuen, wenn alle Gemeinden unter diesem Dach vereint wären. Das Wichtigste ist aber, dass wir eine gute Zusammenarbeit pflegen und ich denke, dass diese auch zukünftig so weiter funktionieren wird.

 

In der Schweiz existieren auch einige ultraorthodoxe Gemeinden, die ebenfalls keine Mitglieder des SIG sind und deshalb auch von ihm nicht vertreten werden. In der letzten Zeit wächst zum Beispiel die Chabad-Gemeinde der Schweiz, die inzwischen mehrere Zentren im Alpenland unterhält, neben Zürich ist Chabad-Lubawitsch auch in Genf, Basel, Zug, Lugano und Biel vertreten. Sie bieten nicht nur G‘ttesdienste und Shiurim an, sondern unterhalten auch eigene Kindergärten, Ferienlager und organisieren kulturelle Veranstaltungen. Arbeitet der SIG ebenfalls mit ihnen zusammen oder stehen sie in Konkurrenz zu den SIG-Gemeinden?

 

Wir sind ein Dachverband der jüdischen Gemeinden und zwar zuallererst derjenigen, die unsere Mitglieder sind. Chabad fungiert auf einer anderen Ebene und insofern ist der Kontakt nicht zu vergleichen mit der „Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS“. Es gibt zwar einige lokale Kooperationen, hierbei vor allem auch im Bereich der Sicherheit, in dem wir zusammenarbeiten, aber weniger auf anderen Gebieten.

 

Mit Ihrer Wahl zum neuen Präsidenten des SIG wurden Sie und Ihr Vertreter, der neue SIG-Vizepräsident Ralph Friedländer, als Vertreter der Schweizer Juden auch Mitglied im „Europäisch-Jüdischen Congress“ und im „Jüdischen Weltkongress WJC“.

 

Als Präsident des SIG vertrete ich unsere Schweizer Positionen im World Jewish Congress WJC und bin dort auch einer der Vizepräsidenten. Ralph Friedländer haben wir für seine Wahl in die Executive des „European Jewish Congress EJC“ vorgeschlagen. Er ist sehr vertraut mit der Diplomatie und spricht auch mehrere Sprachen. Wir ergänzen uns hervorragend. Ich werde jedoch nicht immer an allen Sitzungen teilnehmen können, und dann wird mich Ralph Friedländer beim WJC vertreten.

 

Arbeitet der SIG unter Ihrer Leitung weiterhin mit jüdischen Dachverbänden zusammen, hier denke ich besonders an die beiden deutschsprachigen, den österreichischen „Israelitischen Kultusverein Wien“ sowie den in Berlin ansässigen „Zentralrat der Juden in Deutschland“. In der Vergangenheit wurden beispielsweise gemeinsame „Likrat“ und „Next Step“- Veranstaltungen organisiert und für die Jüngsten gemeinsam mit dem deutschen Partner die „Pyjama-Bibliothek“ ins Leben gerufen, die jüdischen Familien kostenfrei Kinderbücher schenkt und damit das jüdische Familienleben unterstützt? Werden Sie diese Art der Ländergrenzen übergreifenden Zusammenarbeit weiterführen?

 

Das bleibt selbstverständlich auf der Agenda. Da ändert sich nichts. Mit den jüdischen Dachorganisationen unserer deutschsprachigen Nachbarländer Deutschland und Österreich hat der SIG hervorragende Kontakte. Die gute Zusammenarbeit auf den verschiedensten Gebieten weiter zu führen, halte ich für sehr wichtig.

 

Auch Frankreich ist ein Nachbarland der Schweiz. Unterhält der SIG ebenso gute Kontakte und eine reichhaltige Zusammenarbeit mit den jüdischen Verbänden der beiden deutschsprachigen Länder?

 

Das hohe Niveau der Zusammenarbeit mit den jüdischen Dachorganisationen der beiden deutschsprachigen Nachbarländer erreichen wir mit Frankreich leider nicht. Leider auch nicht mit den entsprechenden Organisationen in Italien. Woran die mangelnde Zusammenarbeit mit den beiden liegt, zumal ein großer Teil unserer Gemeinden in der Gegend um Genf französischsprachig sind und Veröffentlichungen des SIG neben Deutsch auch in Französisch publiziert werden, kann ich nicht sagen. Hier gibt es noch Nachholbedarf.

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KKL, Keren Kayemeth Leisrael, Jüdischer Nationalfonds, KKL Frankfurt, KKL Deutschland, Testament, Israel

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