1938. Kunst, Künstler, Politik

Eine Ausstellung des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer Instituts

  • Porträts von Axel und Elsa Trolle, 1938. © Slg. Familie Trolle

  • Gästebuch. © Slg. Familie Trolle

  • Raufbold (Hirsch), 1938. Geschenk des Künstlers G. Löbenberg an Hermann Göring. © BRD

Das Jahr 1938 war ein katastrophales Jahr in der jüdischen Geschichte. Mit dem „Anschluss“ Österreichs im März und der Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche Truppen im Oktober gerieten viele Juden unter die nationalsozialistische antisemitische Herrschaft. Die Pogrome im November 1938 trafen ganz unmittelbar fast alle in Deutschland und Österreich lebenden Juden und Jüdinnen. Was ihnen an Brutalität widerfuhr, geschah in aller Öffentlichkeit. Es beteiligten sich so viele Menschen daran, dass die deutsche Gesellschaft von nun an eine andere war.

 

Jetzt zeigt das Jüdische Museum Frankfurt eine Ausstellung “1938. Kunst, Künstler, Politik”. Was damals geschah, schlug sich auch in den Lebensläufen von Künstlern, Sammlern, Händlern, Kritikern und Museumsmitarbeitern nieder.” Gezeigt wird, wer Opfer, Täter und Zuschauer wurde. Nach dem „Anschluss“ wurden in Wien etwa zahllose jüdische Sammlungen von den Nationalsozialisten geplündert, oft mit allergrößter Rücksichtslosigkeit. So wurde beispielsweise der bekannte jüdische Kunsthändler Hugo Helbing im November bei den Pogromen so schwer verletzt, dass er kurz darauf starb. Wer von den Gewalttaten profitierte, zeigt sich im Kunstbetrieb sehr deutlich.

 

In der Ausstellung werden Werke von verfolgten Künstlern wie Lotte Laserstein, Elfriede Lohse-Wächtler oder Jankel Adler präsentiert. Daneben sind zusätzlich auch Arbeiten von NS-Künstlern wie etwa Werner Peiner oder Edmund Steppes zu sehen. Die gängige Vorstellung, im Zentrum der nationalsozialistischen Kunstpolitik hätte die Verfolgung der Avantgarde gestanden, soll korrigiert werden. Das Ziel der Kunstpolitik im Nationalsozialismus war, restlos zu kontrollieren, wer am Kunstbetrieb teilnimmt. Über die Partizipation entschieden vornehmlich rassepolitische Kriterien. Die vollständige „Arisierung“ des Kunstbetriebs wurde 1938 durchgesetzt – mit Folgen bis weit in die Nachkriegszeit hinein. Aufmerksam gemacht soll mit dieser Ausstellung auch auf die anhaltende „Vertreibung“ jüdischer Künstler, Kunsthändler, Kritiker und Museumsfachleute aus dem deutschen Kunstbetrieb. Viele von den 1938 verfolgten jüdischen Künstlern wurden nach 1945 nicht mehr in Deutschland gesammelt oder sonst stärker rezipiert.

 

Zur Ausstellung erschien im Wallstein-Verlag ein Katalog (Hrsg. von Raphael Gross, Julia Voss, Eva Atlan) , Preis 29,90 Euro. Die Ausstellung wird im Jüdischen Museum Frankfurt vom 28. November 2013 bis 23. Februar 2014 gezeigt.

 

Weitere Infos: www.juedischesmuseum.de

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