EZB  EUROPA-KULTURTAGE 2013

DEM VERGESSEN ENTRISSEN

Begegnung mit der lettisch-jüdischen Wissenschaftlerin Valentina Freimane bei den Europa-Kulturtagen 2013 am 12. November, 19:30 Uhr, Literaturhaus Frankfurt.

Valentina Freimane ist eine lebensbejahende Frau, trotz ihres Schicksals, denn sie ist eine der letzten Überlebenden des Holocaust in Lettland.  Fotos © Maris Jonovs
Valentina Freimane ist eine lebensbejahende Frau, trotz ihres Schicksals, denn sie ist eine der letzten Überlebenden des Holocaust in Lettland. Fotos © Maris Jonovs

Valentina Freimane ist eine lebensbejahende Frau, trotz ihres Schicksals, denn sie ist eine der letzten Überlebenden des Holocaust in Lettland.

 

In ihrer Autobiographie „Adieu Atlantis“ beschreibt die 1922 in Riga geborene lettisch-jüdische Theater-, Film- und Kunstwissenschaftlerin den ersten Teil ihres Lebens, den sie mit der Eroberung Rigas durch die Rote Armee im Oktober 1944 enden lässt. Freimane, nicht nur in Lettlands Hauptstadt, sondern auch für einige Jahre in Paris und vor allem in Berlin zu Hause, schildert die von deutscher und russischer Kultur geprägten Bürger Rigas und schreibt über die Filmszene und das kulturelle Geschehen im Berlin der 20er Jahre. Sie erzählt vom verlorenen Paradies ihrer Kindheit, das ihr durch die Nationalsozialisten entrissen wurde, nachdem die Deutsche Wehrmacht das Baltikum erobert hatte und setzt den Menschen, die ihr halfen zu überleben, ein einmaliges Denkmal. Das alles geschieht aus der Sicht des Kindes und Teenagers und folgt dem Versuch, sich analytischer Einsichten zu enthalten, um so ein weitgehend authentisches Bild dieser Zeit sowie ihrer damaligen Gedanken und Gefühle zu schaffen.

 

Ihre Verbundenheit zu Deutschland hat Valentina Freimane nie aufgegeben. Bis heute pendelt sie zwischen Riga und Berlin und ist eine der letzten Zeugen, die das kosmopolitische Riga zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg nicht nur erfahren haben, sondern auch Teil dieser Zeit waren. „Adieu Atlantis“ ist in Lettland ein Bestseller. 2014 wird dieses Buch in deutscher Sprache erscheinen, übersetzt von Matthias Knoll, einem seit über 20 Jahren in Riga lebenden deutschen Schriftsteller und ausgewiesenem Kenner der lettischen Literatur.

 

Valentina Freimane und ihre Autobiographie „Adieu Atlantis“ sind zu erleben bei einem von Matthias Knoll moderierten Gespräch am 12. November 2013 um 19:30 Uhr im Literaturhaus Frankfurt und zwar im Rahmen der diesjährigen EUROPA-KULTURTAGE der Europäischen Zentralbank (EZB).

 

Diesem vierwöchigen Kulturformat (16. Oktober bis 15. November), das seit nunmehr zehn Jahren in Frankfurt, am Sitz der EZB stattfindet, liegt die Idee zugrunde, Interesse zu wecken für die kulturellen Reichtümer der einzelnen EU-Länder. Das Bewusstsein für die Besonderheiten der europäischen Regionen soll geschärft und gleichzeitig auf die gemeinsame Basis des europäischen Kontinents hingewiesen werden. Dabei steht jedes Mal ein anderes EU-Land im Mittelpunkt.

 

2013 gehört dieser Mittelpunkt Lettland. Eine Nation, die durch ihre Lage an der Ostsee schon immer von vielen Kulturen geprägt war und darüber hinaus deutlich vor Augen führt, wie bedeutsam Kultur für die Identität eines Landes ist. Denn auch in Zeiten der Besetzung blieb Lettland als Kulturnation bestehen.

 

Unter der Schirmherrschaft des EZB-Präsidenten Mario Draghi und des Präsidenten der lettischen Nationalbank Ilmārs Rimšēvičs ist ein Programm entstanden, das uns Lettlands kulturellen Reichtum näher bringt. Im Fokus: Musik, Theater, Literatur, Film, Fotografie und Architektur. Wobei Musik den Schwerpunkt bildet. Denn Musik, so sagt man, bestimmt Lettlands Kultur.

  WEITERE PROGRAMM-ERLEBNISSE:  
  • 16. Oktober, 20 Uhr, Großes Eröffnungskonzert mit der international gefeierten lettischen Star-Geigerin Baiba Skride.  
  • 26. Oktober, 20 Uhr, Charity-Konzert, bei dem Kompositionen für Orgel im Mittelpunkt stehen.  
  • 5. November, 19:30 Uhr, virtuose Improvisationen auf der Kokle, dem traditionellen Zupfinstrument Lettlands.  
   • 6. November, 21 Uhr, überraschende Pop-Avantgarde, vorgetragen vom Duo „Instrumenti“.   
  • 15. November, 20 Uhr, Großes Abschlusskonzert und der ganzen Klangmacht lettischer Chor-Kunst.   
  Mehr zum Programm unter: www.ecb.europa.eu/kulturtage  

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