"DIE FLAMME BRENNT BEREITS"

WIEN BEREITET SICH AUF DIE 13. EUROPÄISCHE MAKKABIADE VOR

Im nächsten Jahr wird vom 5. bis 13. Juli 2011 in Wien die 13. Europäische Makkabiade ausgetragen. Madrid, Stockholm und St. Petersburg haben sich ebenfalls als Plätze der Spiele beworben, doch gewonnen hat Österreichs Hauptstadt als nächster Austragungsort des größten jüdischen Sportfestivals in Europa. Wir sprachen mit Oskar Deutsch, dem Präsidenten des SC Makkabi Wien, Vizepräsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens und Österreich und Vorsitzenden des Organisationskommitées.  

„Hiermit übernehme ich die Flamme der Makkabi-Fackel der Europäischen Makkabi-Spiele 2011 in Wien“ erklärte Oskar Deutsch (Mitte). Links: Peter Teichner, Vizepräsident des EMG-Kommitées, rechts: Dr. Paul Haber, Medical Director des EMG-Kommitées, Foto:EMG
„Hiermit übernehme ich die Flamme der Makkabi-Fackel der Europäischen Makkabi-Spiele 2011 in Wien“ erklärte Oskar Deutsch (Mitte). Links: Peter Teichner, Vizepräsident des EMG-Kommitées, rechts: Dr. Paul Haber, Medical Director des EMG-Kommitées, Foto:EMG
    

Jüdisches Europa: 

 

 

 

Oskar Deutsch:

 

Im Vorfeld gab es mehrfach kritische Stimmen. Holocaustüberlebende und deren Nachkommen protestierten dagegen, dass auf dem Boden des ehemaligen Deutschen Reiches Makkabi-Spiele ausgetragen werden. Aus Israel, vor allem aus Großbritannien kam der meiste Protest.

Für mich persönlich ist die Organisation der Europäischen Makkabiade eine tolle Aufgabe und ein großes Privileg. Es gibt viele Herausforderungen, die wir lösen müssen. Aliyah ist wichtig, aber auch jüdische Aktivitäten in Wien. Hier lebten einst Theodor Herzl und Teddy Kollek. Beide Persönlichkeiten symbolisieren die Verbindung zwischen Israel und Österreich und ich hoffe, dass diese Verbindung zwischen beiden Staaten auch durch die Europäischen Makkabispiele noch verstärkt wird. “Wien ist anders“, lautet der offizielle Slogan der Stadt. Neben sportlichen Wettkämpfen bieten wir zusätzlich ein Kulturprogramm an. Ein Themenschwerpunkt wird der Holocaust sein, denn gerade wir wollen nicht, dass die Shoa 60 Jahre danach in Vergessenheit gerät. Daneben wird es ein Israelzentrum geben und auch ein Sightseeing-Programm durch das heutige jüdische Wien. Übrigens wird die größte Delegation aus Großbritannien kommen, ausgerechnet aus Großbritannien. Bereits jetzt wurden doppelt so viele Teilnehmer gemeldet wie bei früheren Makkabi-Spielen, wo nur halb so viele Sportler dabei waren, was uns natürlich sehr freut.



Jüdisches Europa:

Oskar Deutsch:

 

 

Rechnen Sie mit einer insgesamt großen Beteiligung? 

Vor vier Jahren waren in Rom 1.700 Sportler dabei. Wir rechnen mit mehr als 2.100 Teilnehmern. Anmeldungen haben wir bereits aus vielen Ländern erhalten. Erstmals wird auch eine große Mannschaft aus Österreich dabei sein mit rund 200 Sportlern.

   

Jüdisches Europa:

 

 

 

Oskar Deutsch:

Kommen neben dem Team aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Tschechien und anderen europäischen Staaten auch Teilnehmer aus außereuropäischen Ländern. Kanada hat zum Beispiel erklärt, dass sie ebenfalls eine Delegation nach Wien schikken wollen.

Auch aus Israel wird ein Team kommen.


Jüdisches Europa:

 

 

 

 

 

 

Oskar Deutsch:

 

Und vielleicht auch aus einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion, was von der engen Verbundenheit von Teilen der heutigen Wiener jüdischen Bevölkerung mit Georgien und Usbekistan künden würde, mit Ländern, aus denen nach der Öffnung des eisernen Vorhangs viele jüdische Immigranten nach Österreich kamen und heute nicht nur das Gemeindeleben bereichern, sondern auch jüdisches Leben in Wiens Straßen wieder sichtbar machen. Sport spielt schon traditionell eine wichtige  Rolle.

Auch in Westeuropa. Jüdische Sportler gewannen etliche Medaillen und Meisterschaften in einer Zeit, in der Ausgrenzung und Antisemitismus deutlich spürbar wurde. Der erste „Jüdische Turn- und Sportverband Österreichs“ wurde bereits um 1900 gegründet.


Jüdisches Europa:

 

 

 

 

 

 

 

Oskar Deutsch:

 

 

Die frisch entzündete Fackel für die Europäische Makkabiade 2011 nahm die in Wien geborene Elisheva Schmidt-Susz als erste in Empfang. Sie hatte bereits 1935 an der 2. Makkabiade teilgenommen. Die Fackel wurde im April in Israel während einer feierlichen Zeremonie in Modi‘in entzündet, an jenem Ort, wo einst der Aufstand der Makkabäer begann. Fackelträger waren jetzt bereits Paul Haber, der Präsident von Hakoah Wien, sowie Alusch Berger und Peter Teichner, die beide zum Organisationskomitee gehören. Ihnen als Vorsitzenden wurde die Flamme ebenfalls überreicht. Wo wird der Fackellauf enden?
Normalerweise ist die Eröffnung der Spiele immer in einem Stadion. Bei uns wird es anders sein. Die Eröffnung findet am Rathausplatz statt, mit der Makkabi-Flamme und dem Einmarsch der Nationen. Politiker werden reden und danach beginnt ein einstündiges kulturelles Programm mit bekannten österreichischen und israelischen Sängern und Tänzern. 

Jüdisches Europa: 

 

 

Oskar Deutsch:

Wien ist groß. Werden die Wettkämpfe zentral ausgetragen werden, zumal die Israelitische Kultusgemeinde Wien kürzlich ja ein großes neues Sportzentrum erbaut hat. 

Fast alle Wettkämpfe werden im Hakoah-Sportzentrum ausgetragen Die meisten Wettkampfstätten sind in der näheren Umgebung, zum Beispiel findet Tennis, Tischtennis sowie die Kampfsportarten im Hakoah Sportzentrum statt, Schach und Bridge werden in der Zvi Peres Chajes Schule ausgetragen, die nur wenige Meter entfernt ist. Dort befindet sich dann auch das Pressezentrum. Die Fußballwettkämpfe finden auf den Trainingsplätzen des nur wenige Minuten entfernten Stadions statt. Ebenfalls in der Nähe sind auch die Hotels, in denen die meisten Sportler und ihre Betreuer untergebracht werden. „Games of short distances“ heißt unser Motto. Wir wollen unseren Gästen auch zeigen, welch großartige Möglichkeiten Wien bietet, welch wunderbare Infrastruktur und Einrichtungen wir in den letzen Jahren geschaffen haben und vielleicht überlegt sich der eine oder andere, seinen Lebensmittelpunkt hierher zu verlagern. Über 2.000 jüdische Sportler kommen nach Österreich, nicht um nach ihren Eltern und Verwandten zu forschen, die ermordet wurden, sondern einfach, um eine gute Zeit zu haben und Sport zu treiben.


Jüdisches Europa:

Oskar Deutsch:

 

Gibt es unterschiedliche Disziplinen für verschiedene Altersgruppen? 

Es gibt die Juniors für 14-16-Jährige, dann offene Klassen und bei den Masters wetteifern je nach Sportart die älteren ab 35 oder 40 Jahre.


Jüdisches Europa:

Oskar Deutsch:

Wie viele Sportarten sind vorgesehen? 

Insgesamt wird es 19 Disziplinen geben. Bei fast allen machen auch Sportler aus Österreich mit, leider jedoch nicht bei Feldhockey.


Jüdisches Europa:

 

Oskar Deutsch:

Aber dafür ist die Damen-Feldhockeymannschaft aus Deutschland besonders stark. 

Wir hoffen auf eine sehr gelungene Europäische Makkabiade in Wien. Dazu gehört auch die gewaltige logistische Arbeit, die das Organisationsteam bewältigen muss. Koscheres Catering wird für etwa 3.000 Leute angeboten, etwa 5.000 - 6.000 Mahlzeiten pro Tag. Für die medizinische Versorgung ist Paul Haber zuständig, der bereits zweimal die österreichische olympische Delegation betreute. Wir hoffen, dass viele Gäste kommen, es ein harmonisches Fest für alle wird und viele neue Freundschaften geknüpft, alte neu aufgefrischt und so die enge Verbindung innerhalb der jüdischen Welt gefestigt wird.