POLITISIERUNG DES ISLAMS IN EUROPA

WAS DEN JÜDISCH-ISLAMISCHEN DIALOG SO SCHWIERIG MACHT

Teil des Mannheimer Stadtbildes ist auch die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee mit der Kuppel und dem Minarett, die zu den ca. 800 registrierten Moscheenvereine der „DITIB“ in Deutschland gehört.
Teil des Mannheimer Stadtbildes ist auch die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee mit der Kuppel und dem Minarett, die zu den ca. 800 registrierten Moscheenvereine der „DITIB“ in Deutschland gehört.

 

JAHRHUNDERTE LANG LEBTEN IM ORIENT MUSLIME UND ANDERSGLÄUBIGE, DIE ALLERDINGS HÖHERE STEUERN ZAHLEN MUSSTEN, FRIEDLICH NEBENEINANDER. DOCH IM EUROPA DES 21. JAHRHUNDERTS IST ES SCHWIERIG ZU EINEM GEMEINSAMEN NENNER ZU GELANGEN. AUF EINER ISLAMISCHEN WEBSITE WIRD GEFORDERT AUCH ISLAMISCHES RECHT IN IRLAND EINZUFÜHREN. IN DEUTSCHLAND WIRD DIE 2. ISLAM-KONFERENZ VERTAGT, IN DER ÜBER DIE GLEICHBERECHTIGUNG VON MANN UND FRAU, DIE IMAMAUS-BILDUNG UND DEM ISLAMISCHEN EXTREMISMUS DISKUTIERT WERDEN SOLLTE. WÄHREND ÜBERALL IN EUROPA RELIGIONSÜBERGREIFENDE GESPRÄCHE MEIST IN FREUND-SCHAFTLICHER ATMOSPHÄRE VERLAUFEN, SCHEITERT DAS AUFEINANDERZUGEHEN DESÖFTEREN AN DER INTOLERANZ DER MUSLIMISCHEN VERTRETER.  

 

Jüngstes Beispiel ist das Auseinanderbrechen des „Rates der Religionen“ in Frankfurt am Main. Muslimischer Vertreter war Sabahatti Türkyilmaz, Imam der Hudschad-ul–Islam Moschee der schiitischen Gemeinde Hazrat-Fatima. Der aus Berlin nach Frankfurt gekommene islamische Prediger beteiligte sich mehrfach an antizionistischen und antisemitischen Al Quds- und anderen Demonstrationen, die sich eindeutig gegen die Existenz Israels richten. Rabbiner Menachem Halevi Klein, Vertreter der Frankfurter jüdischen Gemeinde, legte nach Bekanntwerden dieser Aktivitäten des Imams sofort seine Mitgliedschaft im „Rat der Religionen“ nieder, bis der Fall restlos geklärt wird. Unterstützung bekam er aus der Politik. Jörg Uwe Hahn, hessischer Landesjustizminister (FDP) forderte die Frankfurter Moscheengemeinde auf, sich von antisemi-tischen Äußerungen zu distanzieren und das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Auch Pfarrer Athenagoras Ziliaskopulus von der griechischorthodoxen Gemeinde, die sich gegenüber der Moschee befindet, verlangte von Generalsekretär Ünal Kaymakci eine Distanzierung von dem Imam. Der öffentliche Protest wurde immer stärker und der Verein trennte sich offiziell tatsächlich von Imam Türkyilmaz, um, wie Kaymakci betont, im „Dialog mit Politik und Kirchen“ zu bleiben.

 

Imam Türkyilmaz: „Wir gehören zur Gemeinschaft der Hisbollah“
Gleichzeitig jedoch erklärte die Hazrat-Fatima-Gemeinde, dass sie „volles Vertrauen“ für den Imam hat. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass der ehemalige Chef von Türkyilmaz, Vereinsvorsitzender Kaymakci, in Berlin Mitglied des europäischen Ulima-Rates der Ahl-ul-Beit, einer türkisch-schiitischen Vereinigung, ist. Dessen Sitz ist in der Reuterstraße und hat die gleiche Adresse wie die Riza-Moschee, in der Türkyilmaz ebenfalls Imam war, bevor er nach Frankfurt kam. Diese Moschee wird von deutschen Verfassungsschützern als Treffpunkt der Hisbollah eingeschätzt. „Tod, Tod, Israel“ schrie Türkyilmaz Bruder 2009 lautstark. Er ist Vorsitzender der Ahlul-Beit Jugend Europas und Imam Türkyilmaz brüllte auf der Al Quds Demonstration ins Megafon: „Wir gehören zur Gemeinschaft der Hisbollah“ und betonte damit die internationale Verflechtung. Nun fordert der Frankfurter SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Oesterling eine Distanzierung von dem Islamischen Zentrum Hamburg. Dieses steht schon seit längerem unter Beobachtung des deutschen Verfassungsschutzes, gilt als verlängerter Arm Teherans und als höchste schiitische Geistlichkeit in Nordeuropa.

 

Schiitischer Dachverband setzt iranische Vorgaben in Deutschland um
Von Hamburg aus macht dieser muslimische Dachverband ganz konkrete Politik im Sinne Irans. So waren beispielsweise die Bahai, eine religiöse Gruppierung, die im südpersischen Shiraz gegründet wurde, einst die größte nicht-muslimische Minderheit im Iran. Verfolgt, flohen sie ins Ausland und haben heute ihr Zentrum in Haifa, in Israel. Doch einige blieben zurück. Ayatollah Chomeini ordnete 1993 an, ihre sämtlichen kulturellen Wurzeln zu vernichten. Auch nach Deutschland flüchteten einige Anhänger und leben hier friedfertig ihre religiösen Bräuche und Riten. Als die Idee des interreligiösen Dialogs geboren wurde, wollten sie ebenfalls daran teilnehmen. Doch dies verhinderte der schiitische Dachverband. Er hatte bereits soviel Einfluss, dass sein Veto akzeptiert wurde. Dadurch werde „die gegen die Menschenrechte verstoßende Religionspolitik Irans in das gesellschaftliche Leben der Bundesrepublik Deutschland eingeschleust“, lautete der Vorwurf gegen das„Interreligiöse Forum Hamburg“. Konsequenzen wurden nicht gezogen.


Zusammenarbeit mit integrationsfeindlichen Fundamentalisten aufgedeckt
Als im Frankfurter Stadtteil Hausen vor einem Jahr, trotz vieler Proteste, die Politik den Bau der repräsentativen Moschee der Hazrat-Fatima Gemeinde genehmigte, wurde den Gegnern „Fremdenfeindlichkeit“ und der Angriff auf eine vom Grundgesetz garantierte Religionsfeindlichkeit untergeschoben. Jetzt deckte ein Bericht des Hessischen Rundfunks eindrucksvoll die Zusammenarbeit der religiösen Führer mit extrem integrationsfeindlichen Fundamentalisten auf, die unter dem direkten Einfluss des iranischen „Gottesstaates“- Regime von Ahmadinedschad stehen. „Man muss zweimal hingucken“, fordert Joachim Valentin, Islambeauftragter der Diözese Limburg und Leiter der Bistumsakademie in Frankfurt.

 

„Wir müssen unseren Glauben gegen die Ungläubigen verteidigen, auch wenn wir dafür als Martyrer sterben, fürchtet den Tod nicht, meine Brüder“ predigte Imam Said Khobaib aus Offenbach bereits 2005. Jetzt erst, fünf Jahre später, gibt es eine Ausweisungsverfügung in sein Heimatland Afghanistan. Recherchen der ARD hatten eine Verbindung zur Sauerland-Gruppe aufgedeckt – jener Gruppe von kürzlich vom Oberlandesgericht in Düsseldorf verurteilten Attentätern, die im Auftrag ausländischer Terrorgruppen US-Kasernen mit Bomben in die Luft sprengen wollten und die im Kontakt zu Al Kaida standen. Bedroht sind im verstärkten Maß auch jüdische Einrichtungen aller Art.

 

Auf der Al Quds Demonstration in Berlin werden Portraits iranischer Ayatollas gezeigt. Deutlich erkennbar ist die antiisraelische Haltung. Foto M. Schmidt
Auf der Al Quds Demonstration in Berlin werden Portraits iranischer Ayatollas gezeigt. Deutlich erkennbar ist die antiisraelische Haltung. Foto M. Schmidt

Kann man mit diesen Fanatikern überhaupt Gespräche führen um zu einem friedlichen Neben- und Miteinander zu finden und zu mehr Toleranz? 1976 kam Ahmet Yazici mit seiner Familie nach Deutschland. In Rendsburg wuchs er auf. Heute ist er Stellvertretender Vorsitzender im Bündnis der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland. 1998 kaufte er in Rendsburg ein Grundstück, auf dem eine Moschee gebaut wurde. Jetzt, fünf Jahre später, wird die Forderung nach einem Minarett laut, von dem fünfmal am Tag der Muezzin zum Gebet aufruft. 800 Bürger des 30.000 Einwohner starken Ortes sammelten Unterschriften dagegen. Ist es nur Unbehangen und Angst vor dem Fremden? Wo hört die Toleranz auf? Gebaut wurde das Gotteshaus vorwiegend mit Spenden, die aus dem Ausland kamen, auch aus Europa, vor allem aus Belgien und Dänemark. Jetzt steht in Rendsburg, wo die islamische Gemeinde lediglich hundert Mitglieder stark ist, die größte Moschee Norddeutschlands. Eng ist die Verbundenheit mit dem Islamistischen Zentrum Hamburg, das dem geistlichen Oberhaupt des Iran unterstellt ist und viele Jahre Mitorganisator der antisemitischen Al-Quds-Demonstrationen war. Auch in Berlin sollen neue Moscheen gebaut werden. Einer der Initiatoren ist Ibrahim El Zayat, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Deutschlands, die der fundamentalistischen Muslimbruderschaft nahe steht.

 

Islamische Schiedsgerichte bereits in Großbritannien

In der Schweiz sieht die Bevölkerung mehr eine Bedrohung durch fundamentalistische und militante Züge des Islam, die sich wie eine Krake in ganz Europa ausbreiten. Mit dem Verbot der Minarette sollte ein Symbol getroffen werden. Während in den israelitischen Schweizer Gemeinden Minarette befürwortet werden, aus Furcht, „erst werden Moscheen verboten, danach die Synagogen“, nannte in Köln Ralph Giordano den Neubau der dortigen Großmoschee ein „falsches Signal, weil sie eine gelungene Integration vortäuscht“. „Abzulehnen“, so der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, „ist die von fundamentalistisch-muslimischen Kreisen aufgestellte Forderung, für eine erfolgreiche Integration der Moslems müsse Deutschland Abstriche an seiner freiheitlich-demokratischen Grundordnung, etwa am Recht auf freie Meinungsäußerung oder an der Gleichberechtigung der Frau machen. Auch die Schaffung grundgesetzfreier Räume durch die Einführung einer für Moslems geltenden Scharia-Gerichtsbarkeit ist zurückzuweisen.“ 

 

In Großbritannien gibt es bereits islamische Schiedsgerichte, die auf der Grundlage der Scharia Urteile fällen. Britische Gerichtsvollzieher vollstrecken diese. Die Muslime sind eine kleine Minderheit in Europa, aber sie sind dabei die westlichen Strukturen zu verändern. Ist das Schweizer Votum wirklich ein Verstoß gegen Religionsfreiheit und Diskriminierungsgesetze, wie nach Bekanntwerden der Abstimmung Mahmud Ahmadinedschad sofort empört protestierte? Recep Tayyib Erdogan, türkischer Ministerpräsident, unterstellte Europa „faschistische Haltungen“ und der türkische Europaminister
forderte die Muslime auf, ihr Geld aus Europa abzuziehen und in der Türkei anzulegen. 

 

„Selbstverständlich ist jeglicher religiös begründeter Gewalt der Kampf anzusagen, ob sich diese nun gegen andere Muslime oder gegen Nichtmuslime richtet“, so der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Kramer. Während in Frankreich und England auch Juden von radikalen Muslimen auf offener Straße angegriffen werden, hält sich die Konfrontation in Deutschland noch in Grenzen. Die Auseinandersetzung beginnt erst. Nicht zu Unrecht fordert Kramer „der Mehrheitsgesellschaft ein ausgewogenes Bild der islamischen Religion und Zivilisation zu vermitteln“. 

 

Politisierung des Islams ist ein Problem der gesamten Gesellschaft

„Deutschland ist zu tolerant“ meint die türkische Schauspielerin Sibel Kikelli in einem Interview, „wie kann es sein, dass ein Rechtsstaat wegguckt?“ Gemeint sind nicht nur die „Ehrenmorde“ an muslimischen Frauen mitten in Europa, die oft viel zu weich bestraft werden, sondern auch die kleinen Dinge des Alltags. „Die Männer hören auf den Imam, statt auf das deutsche Gesetzbuch“, klagt Soziologin Necla Kelek. Falsch verstandene Toleranz bedeutet jedoch auch die Schaffung einer Parallelwelt, die schleichend und leise voran geht, von Vielen unbeobachtet. Während zum Beispiel ein europäischer Mann nur eine Frau heiraten darf, sind „polygame Ehen anzuerkennen, wenn sie dem Heimatrecht der in Betracht kommenden Personen entsprechen“, bestimmte 2004 der Bundessozialminister. Seitdem werden bis zu 4 Frauen eines muslimischen Mannes in der gesetzlichen Krankenkasse beitragsfrei mitversichert. Stirbt der Mann, erhalten seine 4 Witwen gleichzeitig Rente. Dialog der Kulturen nennt man die schleichende Islamisierung, aus Furcht vor Repressalien. So entsteht mitten unter uns eine Parallelgesellschaft. In Koranschulen, wie z.B. in einer Bonner Islamschule, wurde 2007 entdeckt, dass dort Kinder aus Schulbüchern lernen, die den Dschihad verherrlichen. Mit Sorge erklärte bereits Hartwig Möller, der bis 2009 Präsident des Verfassungsschutzes von Nordrhein- Westfalen war, „dass der Antisemitismus in islamischen Kreisen weiter zunimmt“. In Leeds, in Großbritannien, setzten Lehrer Unterricht über den Holocaust ab, weil sie Konflikte mit antisemitisch orientierten Schülern vermeiden wollen. In Deutschland verübten vor einigen Jahren junge Muslime einen Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge und in Frankreich protestierten Muslime, von Imamen aufgestachelt, mit Gebeten, dicht gedrängt, Mann neben Mann, auf kilometerlangen Straßen. So fordern sie den Bau großer Moscheen, mit ihren Minaretten auf gleicher Höhe wie Kirchen. Über den Stellenwert des Islams in der Gesellschaft debattieren gegenwärtig in Frankreich Politiker unter Leitung des Präsidenten der parlamentarischen Untersuchungskommission André Gerin mit Vertretern des Islam. Eingeladen wurde unter anderem Tariq Ramadan als international angesehener Islamwissenschaftler, der von der Schweiz aus „einen selbstbewussten Islam in Europa“ fordert und viele Anhänger auch in Frankreich hat. Gerade ihn als Berater zu nehmen verwundert. Er ist nicht nur ein Enkel von Hassan al Banna, dem Begründer der ägyptischen Muslimbruderschaft, sondern auch verwandt mit Hani Ramadan, der 2002 von Genf aus eine Steinigung von Ehebrecherinnen forderte.

 

Erhielten den Hessischen Kulturpreis 2009: (v.l.) Peter Steinacker, Vertreter der Evangelischen Kirche, Kardinal Karl Lehmann, Schriftsteller Navid Kermani, Hessens Ministerpräsident Roland Koch und Salomon Korn.
Erhielten den Hessischen Kulturpreis 2009: (v.l.) Peter Steinacker, Vertreter der Evangelischen Kirche, Kardinal Karl Lehmann, Schriftsteller Navid Kermani, Hessens Ministerpräsident Roland Koch und Salomon Korn.

Tariq Ramadan war 2007 in Rotterdam Berater in multikulturellen Fragen, bis ihm im August 2009 fristlos gekündigt wurde, weil er in einem Sender arbeitet, der vom iranischen Staat finanziert wird. Auch unterstützt er finanziell die Hamas mit Spendengeldern. Keine europäische Variante des Islam In München war der Bau einer großen Moschee geplant, die Hoffnung auf ein besseres Miteinander machte. Dort wollte man Gebete auch in der deutschen Sprache sprechen und den Dialog intensivieren. Doch der Dachverband „DITIB“ zog die Notbremse. Mit der Begründung, man habe kein Geld für den Bau, wurde das Vorhaben gestoppt. Dafür heißt es, soll nun das neue Kölner Zentrum noch stärker ausgebaut werden, das in Deutschland bereits über 800 türkisch-islamische Vereine kontrolliert, und das hauptamtliche Hodschas (Vorbeter) und Imame aus der Türkei herbeibringt. Zwar verurteilt „DITIB“ offiziell Gewalteinsätze im Namen des Islam und wählte 2007 auch eine Frau in den Vorstand. Doch ist die Verbundenheit mit der Türkei allein schon dadurch, dass der Verein der Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei in Ankara direkt untersteht, unauflöslich. Sein Islamverständnis ist eng verknüpft mit der türkischen Variante des Laizismus. Die Vorstellung eine europäische Form des Islam herauszuarbeiten wird abgelehnt.

 

Wie schwierig der Dialog ist, zeigte sich auch bei der Verleihung des letzten „Hessischen Kulturpreises“, dem große Kontroversen voran gingen. So sollte Prof. Dr. Fuat Sezgin diese Auszeichnung als muslimischer Vertreter entgegennehmen. Doch dieser lehnte ab, weil Prof. Dr. Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland gemeinsam mit ihm und Vertretern der beiden großen christlichen Kirchen ebenfalls geehrt werden sollten. Grund sei die „kriegerische Auseinandersetzung zwischen Israel und Palästinensern“. Letztendlich erhielt der Schriftsteller Dr. Navid Kermani den Preis. Er teile die Kritik an der Stellungnahme des Zentralrates der Juden in Deutschland, erklärte er, das Existenzrecht Israels stellte er dabei jedoch nicht in Frage.

 

Ein eigenständiger Islam, etwa nach den Vorstellungen von Prof. Dr. Bassam Tibi, ist noch in weiter Ferne – ein Islam, der nicht von ausländischen Radikalen gesteuert wird, sondern der dem Wunsch der meisten in Europa lebenden Muslime gerecht wird, die friedlich und ungestört ihre Religion ausüben wollen. Nicht mehr alles ungefragt hinzunehmen, plädierte Journalistin Esther Schapira in ihrem Film über den Mord an Theo van Gogh. „Die Vernetzung radikalislamischer Gruppen hat in Holland, wie überall in Europa noch stärker zugenommen“, erklärte sie. Dem entgegenzustehen geht alle an, wobei die Schaffung einer Parallelgesellschaft gewiss der verkehrte Weg ist. „Zu lange schon“, meint Soziologin Necla Kelec, werde „weggesehen“. Die hiesige Politisierung des Islam „ist auch ein Problem der demokratischen Gesellschaft“. Und damit hat sie Recht.

Alexis Canem