Anzeige

Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien
Schmittajahr, Schmitta-Jahr, Brachjahr, Brach-Jahr, koscher, Israel, Hetter Mechira, Keduschat Schewi‘it, Golan Heights Winery, Yitzhak Yaakobovitch, Rav Kook

Engpässe bei der Versorgung von Gemüse und Obst im Schmitta-Jahren müssen vermieden werden, zugleich stellt es den israelischen Staat vor großen Herausforderungen.

Es klingt paradox, dass Land an Nichtjuden verkauft wird, damit Agrarerzeugnisse aus dem Schmitta-Jahr koscher werden

Das Land in Eretz Israel gehört G‘tt und nicht den Menschen, sagen orthodoxe Haridim. Ein Großteil von ihnen lehnt die Hetter-Mechira-Lösung und ihre Varianten ab, gleich ob es sich bei den zeitweiligen neuen Eigentümern um ein Bet Din oder um Nichtjuden handelt. Aus Überzeugung kaufen Anhänger der haredischen und anderer orthodoxer Strömungen im Schmitta-Jahr kein Obst und Gemüse aus heimischer Produktion. Sie verweisen auf das 3. Buch Moses in dem gefordert wird: „Darum sollt ihr das Land nicht veräußern, denn das Land ist mein, und ihr seid Fremdlinge und Beisassen bei mir.“

 

Es klingt paradox – aus der Absicht heraus die Wirtschaft zu stärken wird israelisches Ackerland vorübergehend an Nichtjuden veräußert und damit die alltägliche Versorgung von Nahrungsmitteln gewährleistet. Diese Erträge aus dem Schmitta-Jahr können sogar ein Kaschrut-Siegel erhalten. In die Diaspora exportierte Agrarerzeugnisse haben für die Produkte des Schmitta-Jahres verschiedene Kosher-Zertifikate, die allerdings nicht von jedem Bet Din anerkannt sind. Im Schmitta-Jahr 2007 zum Beispiel verkündete Herzlijahs Oberrabbiner Yitzhak Yaakobovitch den „Hetter Mechira“ seines Einflussgebietes für ungültig. Gleichzeitig verlangte er von israelischen Hotel- und Gaststättenbetreibern, dass sie ihre koscheren Produkte aus anderen Staaten importieren müssen.

 

Palästinenser und Jordanier profitieren vom Schmitta-Jahr

Im steigenden Import- und Exportbedarf während des Schmitta-Jahres steckt ein kleiner Hoffnungsfunke für die beidseitige Annäherung der arabischen Nachbarstaaten mit Israel. Besonders für die chronisch kränkelnde palästinensische Wirtschaft ist der Warentransfer mit Lebensmitteln ein Lichtblick, ebenso für den noch immer geringen Handel mit den arabischen Nachbarstaaten. Wie bereits in den letzten Schmitta-Jahren zuvor, schloss das israelische Agrarministerium auf höchster staatlicher Ebene ein Lieferabkommen für landwirtschaftliche Erzeugnisse mit Jordanien ab. Die Einhaltung der religiösen Vorschriften wird aktuell von Kaschrut-Aufsehern auf den Feldern kontrolliert. Das wiederum verursacht höhere Kosten, weil die jüdischen Kontrolleure beispielsweise arabische Gebiete betreten müssen und besondere Schutzmaßnahmen notwendig sind.

 

Die Vorgehensweise, koschere Lebensmittel aus den umliegenden Gebieten und Ländern nach Israel zu importieren, findet nicht bei allen eine Zustimmung. Vor allem in den nationalorientierte Kreisen regt sich Widerstand dagegen, dass die Ernährung in Israel von arabischen Produkten abhängig sein sollte. Im vergangenen Schmitta-Jahr ordnete Israels oberster Armeerabbiner an, sämtliches Gemüse und Obst ein Jahr lang nicht von jüdischen Landwirten zu beziehen sondern von arabischen Anbietern. Ein Sturm der Entrüstung brach aus. Der israelische Bauernverband warf der Armeeführung eine „Kriegserklärung“ gegen das eigene Volk vor. Als sich auch noch das israelische Landwirtschaftsministerium beschwerte, nahm die Armee den Beschluss zurück und bezog die Versorgung von anderen Anbietern. Die Konsequenz war, dass viele Produkte auf längeren Transportwegen herbeigeschafft werden mussten.

 

Landwirte, die die Schmitta-Regeln einhalten, erhalten vom israelischen Staat aus einem Ausgleichsfonds für den Ernteverlust Kompensationszahlungen. Diese gleichen den wirtschaftlichen Verlust jedoch nicht vollständig aus. Spenden aus der Diaspora können hierbei den israelischen Bauern helfen. So zum Beispiel kann man Acker oder Gartenland in Israel für die zeitlich begrenzte Dauer des Schmitta-Jahres käuflich erwerben, wodurch garantiert ist, dass dieser Boden dann bis zum Beginn des neuen Jahres wirklich brach liegt und nicht aus finanzieller Not bewirtschaftet wird.

Anzeige

Anzeige

Jüdisches Museum Frankfurt, Rothschild-Palais, FLOWDELI, koscher Restaurant Frankfurt

Anzeige


Anzeige

Anzeige

Anzeige