Anzeige

Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien

Zeichnungen  Illustrationen aus dem Buch. Gemalt von der Künstlerin Ulrike Möltge.

Ulrike Möltgen, Das kostbarste aller Güter, Jean-Claude Grumberg, Verlagshaus Jacoby Stuart

Nach dem Sieg über die NS-Herrschaft beginnt der jüdische Vater, seine Tochter zu suchen und stellt Nachforschungen in der Gegend an. Zufällig entdeckt er sie auf einem Wochenmarkt, die Holzfällerfrau hatte seinen Tallit, in der das Baby eingewickelt war, als Tischunterlage ausgebreitet und darauf verschiedene Gemüsearten zum Kauf angeboten. Da stand die Tochter nun da, nach den vielen entbehrungsreichen Jahren.

 

Die gesamte Familie war ermordet worden. Nur der Vater hatte als einziger das Grauen überlebt, doch er ist gezeichnet. Die Grausamkeiten im Lager haben in seelisch gebrochen. Auf dem Wochenmarkt gibt er sich nicht gleich zu erkennen. Aus naher Distanz beobachtet er die Harmonie zwischen der Holzfällerin und dem Mädchen, das ein neues Zuhause gefunden hat. Er ist gerührt von der tiefen Verbundenheit zwischen den beiden, er dreht sich um und entscheidet zu gehen. Damit nimmt der Vater in Kauf, dass seine Tochter in einer christlichen Gesellschaft aufwächst ohne zu wissen, dass sie jüdisch ist. Die ungewisse Zukunft im sozialistischen Polen und seinen Bewohnern bereitet ihm große Sorgen, auch in der Nachkriegszeit grassiert der Antisemitismus. Er befürchtet, dass es neue Pogrome geben wird und glaubt seine Tochter am Besten davor zu schützen, indem sie nichts von ihrer jüdischen Herkunft erfährt. Aus der Ferne beobachtet er das Heranwachsen des Mädchen, freut sich über einen in der polnischen Zeitung veröffentlichten Artikel, der von ihren guten schulischen Leistungen berichtet und sie als Vorbild für alle anderen Schüler und Schülerinnen lobt.

 

Ob der Vater jemals mit ihr Kontakt aufnehmen wird, lässt der Autor offen. Nicht immer fanden überlebende Familienangehörige nach der Schoa wieder zusammen, so sehr man sich das auch wünscht, bis heute…

 

Das Schicksal jüdischer Väter hat Jean Claude Grumberg auch in einigen anderen Werken thematisiert. Seit 1967 widmet er sich in seinen Büchern, Theaterstücken und Filmen der NS-Zeit und der Aufklärung über den Antisemitismus. Grumberg wuchs ohne Vater auf. Dieser, ein rumänischer Jude, wurde beim Einmarsch der Wehrmacht in Paris nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Gemeinsam mit seiner nichtjüdischen Mutter überlebte der Sohn im Süden Frankreichs.

 

Im Kindesalter war seine Hoffnung noch groß, er sehnte sich danach, dass sein deportierter Vater das Vernichtungslager hat überleben können und eines Tages heimkehren würde. Doch es gab kein Happy-End, weder für ihn noch für das kleine „Kostbare Gut“ seiner Erzählung. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt.

Anzeige

Anzeige

Jüdisches Museum Frankfurt, Rothschild-Palais, FLOWDELI, koscher Restaurant Frankfurt

Anzeige


Anzeige

Anzeige

Anzeige