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Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, Wien, www.jmw.at, Judentum, Wien

„DAS KOSTBARSTE ALLER GÜTER“

EINE POETISCHE ERZÄHLUNG

In Form eines Märchens erzählt Jean-Claude Grumberg vom Grauen, Zerschnittenen Biographien, den Umwegen, die sich das Leben sucht, um zu überleben.

Jean-Claude Grumberg, „Das kostbarste aller Güter“, Verlagshaus Jacoby Stuart; Mit Illustrationen von Ulrike Möltgen, 136 Seiten, Preis: 16,00 € [D], 16,50 € [A].

Ulrike Möltgen, Das kostbarste aller Güter, Jean-Claude Grumberg, Verlagshaus Jacoby Stuart

In Frankreich ist Jean Claude Grumberg ein prominenter Autor. Unter den vielen Literaturpreisen die der heute 82-Jährige erhielt, befindet sich auch der „Prix Max Cukierman“ für Jiddische Literatur, der vom „Conseil représentatif des institutions juives de France“, dem französischen Dachverband jüdischer Organisationen, vergeben wird. Auch Grumbergs Alterswerk „Das kostbarste aller Güter“, schrieb der Autor in der jiddischen Sprache. Jetzt liegt es in einer sehr guten Übersetzung auch auf Deutsch vor, das Edmund Jacoby aus dem Jiddischen übertragen hat.  

 

„Ein Märchen“ lautet der Untertitel und das irritiert. 2021 wurde das Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominiert. Ein reines Jugendbuch ist es dennoch nicht, auch wenn stark vereinfacht zwischen Gut und Böse unterschieden wird, wie es in Märchen meist üblich ist.

 

Ohne das Wort „Jude“ zu verwenden, erzählt Grumberg von dem Transport in den Tod und dem Grauen in den Vernichtungslagern. Die Lektüre verlangt dem Leser viel ab. Mal ist das Buch erschütternd, bestürzend, mal wühlt es auf. Die Gleichgültigkeit der armen Bevölkerung, die willig der herrschenden verbrecherischen Klicke gehorcht, wird wohl kaum jemand kalt lassen. Andererseits berichtet der Autor wortgewaltig, in einer sehr poetischen Sprache von dem Mitgefühl, der Menschlichkeit einer armen Holzfällerfrau, die trotz drohender Repressalien ein Baby vor dem Erfrieren rettet und es liebevoll großzieht.

 

Während des Transportes von Drancy in ein Vernichtungslager gebiert eine Frau im Viehwaggon Zwillinge. Der Vater hat eine Vorahnung, er glaubt zu wissen wohin der Zug fährt. In seiner Ausweglosigkeit wickelt er das neugeborene Mädchen in seinen Tallit, umhüllt es nochmals in einen Schal und drückt es aus der kleinen Luke des Waggons hinaus. Das Wickelkind fällt aus dem fahrenden Zug und landet direkt vor den Füßen einer Holzfällerfrau, während das andere Zwillingskind im Zug bleibt. Die Mutter und das Neugeborene werden sofort nach ihrer Ankunft vergast. Der Vater arbeitet im KZ als Lagerfrisör und überlebt. Er muss den Häftlingen die Haare abschneiden, aus denen später Perücken, Matratzenfüllungen oder Seife hergestellt werden.

 

Das junge Mädchen, das der Vater aus dem Zug geworfen hatte, wächst hingegen wohlbehütet in der ärmlichen Holzfäller-Kate auf. In den dünn besiedelten Wäldern führt sie ein behagliches Leben. Zwar ist nur das aller nötigste vorhanden, an der Liebe und der Zuneigung ihrer neuen Eltern fehlt es ihr jedoch nicht. In den Augen des Ersatzvaters und seiner Frau ist das Kind „Das kostbarste aller Güter“. Aber das kleine Glück wehrt nicht ewig, ein Besuch des Vaters in der Dorfkneipe wird der Familie zum Verhängnis. Im Alkoholrausch plaudert der stolze Familienvater mehr aus als er sollte. Er berichtet von dem Wunder, das ihnen widerfahren ist und verrät die Herkunft des Kindes. Die Dorfbewohner reagieren anders als der Holzfäller erwartet hatte, statt seine Freude zu teilen, wird die Familie bei den Besatzern angeschwärzt. Kurze Zeit später werden Soldaten losgeschickt um die Tochter abzuholen. Der Holzfäller versucht das Kind zu schützen, als es zum Kampf kommt, wird der Ersatzvater erschossen. Der Frau und dem Mädchen hingegen gelingt die Flucht. Sie finden bei einem vom Krieg entstellten Mann Unterkunft, aber auch er stirbt bei dem Versuch, die beiden zu verteidigen.

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